Die Ankündigung, das Ministry im Kulttempel Oberhausen spielen, war eine der Überraschungen für 2019 und für uns persönlich die Gelegenheit dieses Urgestein und Leitbild des Industrials endlich live erleben zu können. Nicht nur wir dachten so, denn der Kulttempel wurde von Fans der Band regelrecht überlaufen.
1992, irgendwo in den späten Sommerferien im August. Es war heiß, es war staubig und die Hitze flimmerte über den Asphalt. Ein ramponierter blauer Ford Fiesta, aber mit einer gut funktionierenden Anlage ausgestattet und die “entscheidende” CD im Gepäck. Stunden zuvor geschenkt bekommen, weil der Vorbesitzer die Musik zu “fremd” fand. Psalm 69 hieß das Stück und bereits mit dem ersten Track N.W.O. hatte und Al Jourgensen in seinen Bann gezogen, der mit “Just One Fix” nur gefestigt wurde. Musik die uns abgrenzte, Musik die uns anders als die Spießer machte. Wir liebten die Message und vor allem den wilden Sound.
Nicht 1992, sondern schon eine ganze Ecke früher fing die Geschichte rund um das “Ministerium” an. Zunächst noch im Synth-Sound Genre unterwegs entwickelte sich die Band in den folgenden Jahren mit ihrem Sound immer weiter in Richtung Industrial. Lauter, roher und vor allem harter Sound war nun das Aushängeschild und schon damals reflektierte “Onkel Al” die Schwachstellen der Gesellschaft. Spätestens mit Psalm 69 und Filth Pig hatte die Band nun ihren Ruf gefestigt und weltweit eine riesige Fangemeinde aufgebaut. Diese liebt vor allem die ehrliche Art des Frontmannes und sein Bestreben der Welt ein Stück mehr Gerechtigkeit nicht nur durch seine Songs zu geben. Sei es der neue Präsident der USA, Frauenfeindlichkeit oder der zunehmende Egoismus in dieser Welt. Kein Thema, keine Ungerechtigkeit die sich an Al vorbei mogeln kann.
Es war soweit, 3Teeth aus Los Angeles hatten den Saal mit ihrem Programm auf volle Touren gebracht, als es erneut im Tempel dunkel wurde. Al´s Männer kamen auf die Bühne und rollten mit donnerndem Sound den roten Teppich aus für das Idol aus Chicago. Direkt mit dem ersten Song verwandelte sich der Kulttempel in einen Kessel aus infernalisch lauter Musik, einer wilden Bühnenshow und Gästen, die diesem Besuch ebenso entgegengefiebert haben wie wir. Al predigte aber nicht einfach Song für Song herunter, nein er schaute sich während des ganzen Konzertes ebenso die Besucher an, suchte Blickkontakt und gab jedem Anwesendem das Gefühl ein spezieller Gast von Ministry zu sein. Natürlich ging es auch um das neue “AmeriKKant” Album, das erneut den Finger in die Wunden der Gesellschaft legt und seit seiner Veröffentlichung wie eine Bombe eingeschlagen ist. Aber nicht nur Al als Frontmann gab alles, auch bei seinen Begleitern John, Sin, Cesar, Paul und Derek bemerkte man den Spaß, die Energie und den Willen den Fans etwas Großartiges an diesem Abend zu bieten. Es war alles wie aus einem Guss, hier passte einfach Alles zusammen, ob es die wehenden Fahnen auf der Bühne waren oder die eingespielten Videos auf der Leinwand. Ein Erlebnis wie aus einer anderen Welt, ein absolutes Highlight und unvergessener Moment in unserem Leben. Ein Wunsch, dem wir schon seit 1992 entgegenfieberten ging endlich in Erfüllung.
Mit Ministry hatte der Kulttempel sich natürlich einen ganz besonderen Gast eingeladen um die neue Musikanlage auf Herz und Nieren zu testen. Mit viel Bravour wie wir meinen. Kein Scheppern, kein Dröhnen, einfach ein sattes, geniales Sounderlebnis.
Danke an alle für diesen tollen Abend.
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