FTANNG! im Interview

FTANNG!

Pünktlich zum Release des FTANNG! Albums .​.​. and no one seemed to care .​.​. konnten wir Sänger Dorian Deveraux für ein kleines Interview gewinnen um über die Welt, Dinge die Bewegen, aber auch über das neue Album zu reden.




Aktuell dreht sich die Welt für uns alle etwas langsamer.
Die wohl beklemmenste Form einer Bedrohung hat uns in ihrer Hand: ein unsichtbarer kleiner Virus mit beängstigender Wirkungskraft, die fern der Vorstellung liegt. Ich hoffe daher euch geht es gut?

Dorian: Uns geht es bis jetzt hervorragend. Ich war in den vergangenen zwei Wochen in häuslicher Quarantäne, weil ich Kontakt zu einer infizierten Person hatte. Aber zum Glück habe ich keine Symptome oder sowas gemerkt. Aus dem Haus gehe ich allerdings dennoch nicht, was aber nicht unbedingt am Virus liegt, sondern eher daran, dass ich immer schon eher als Einsiedler gelebt habe.
Aber gerade diese Quarantäne war es, die uns zu dem Entschluss geführt hat, das Album jetzt selbst zu veröffentlichen. Wir möchten Menschen, die vielleicht nicht daran gewohnt sind, zuhause zu sein, oder die vielleicht angesichts der aktuellen Situation unter großen Ängsten leiden, ein bisschen Abwechlsung mit unserer Musik verschaffen.


Mögt ihr etwas dazu sagen, wie ihr euch zusammengefunden habt?

Dorian: Peter war – damals noch zu Jesus On Extasy-Zeiten – bei einem Video-Interview mit mir als Kameramann dabei und war total überrascht wie nerdy meine Wohnung war. Das war das komplette Gegenteil von dem was er anhand des Images, das ich damals gepflegt habe, erwartet hatte. Er hat sich besonders über die vielen Marvel und Star Wars-Devotionalien gefreut und es war Liebe auf den ersten Blick.

Ich erinnere mich noch an die erste Single “King of my world” – deren erste Erwähnung damals noch über twitter erschienen ist.
Seit dem sind zehn / neun Jahre vergangen. Auf eurer Homepage habt ihr erzählt, dass die letzten zwei Songs nun hinzugefügt wurden, um das Album zu vervollständigen.
Hattet ihr zu Beginn von ftanng eine Vison oder ein Konzept, das euch Freiraum und Ausleben ermöglichte?

Dorian: Für mich war FTANNG! immer die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten. Sei es musikalisch, marketingtechnisch oder bei der Erforschung neuer Vertriebswege.
Ein Konzept gab es nicht, aber die Vision war, in allem was wir tun, so authentisch wie möglich zu sein, damit wir auch in vielen Jahren, wenn es die Band vielleicht nicht mehr geben sollte, noch zu dem stehen können, was wir gemacht haben.


Zu der vorherigen Frage ergänzend: Konntet ihr die Entwicklung der Songs bis heute absehen?

Dorian: Kein bisschen. Jeder Song ist organisch während des Entstehungsprozesses gewachsen, was auch ein bisschen an unserer Arbeitsweise liegt. Meistens liefere ich die erste Idee und schicke alles an Peter, der mich dann damit überrascht, dass er alles entkernt hat und nur die Idee hinter der Idee übrig gelassen hat und Facetten des Songs entdeckt hat, an die ich vorher nicht gedacht habe. Und auf diese Weise schicken wir uns Dateien hin und her, bis der Song ein Stadium erreicht hat, an dem wir uns in meinem Studio, dem Zen Garden, treffen und dem Song den letzten Schliff geben.
Rückblickend bin ich immer wieder erstaunt, mit welch einfachen Dingen wir angefangen haben. Da haben wir uns in meiner kleinen Single-Wohnung getroffen und die Songs auf einem Laptop produziert. Heute habe ich ein Studio, in dem ich hauptsächlich Filme oder Serien vertone. Aber – und das würde ich heute noch genau so sehen – eine gute Idee braucht kein großes Drumherum.



Auf eurer Homepage sagt ihr, dass das Album kein fröhliches Album sei.
ftanng oder die Musik im Allgemeinen als eigene Therapie, um Vergangenes zu verarbeiten.
Erfahrungsgemäß ist das die schönste Form von Kreativität. Fast einem Schwarzen Loch gleich. Ein Schwarzes Loch ist ein Objekt, dessen Masse auf ein extrem kleines Volumen, eine sogenannte Singularität, konzentriert ist. Sie erzeugt in ihrer unmittelbaren Umgebung eine so starke Gravitation dass nicht einmal Licht von dort entkommen kann. Dass nichts den Raum innerhalb des Ereignishorizonts verlassen kann und ein möglicher „Weg nach außen“ nicht einmal mehr existiert. Und doch – kann es in sich zusammenfallen und einen neuen Stern gebären. Ich hoffe, meine gewünschte Metapher ist erkennbar.
So schwer der Weg bis dahin auch sein mochte – gibt es zweigeteilte Gefühle zwecks der persönlichen Note oder seht ihr die Veröffentlichung als Ende des Weges an?

Dorian: Ich bin um ehrlich zu sein kein Freund des allgemeinen Konzepts vom “leidenden Künsler” oder der Idee, dass es schwere Zeiten braucht, um gute Kunst zu erschaffen. Das ist sicherlich eine schöne Pose, derer ich mich auch früher gern bedient habe, aber ich denke, dass aus jeder Stimmungslage heraus viel schönes und auch interessantes entstehen kann.
Bei mir ist das eher ein Ding des Naturells. Ich bin halt von Natur aus ein bisschen melancholisch oder pessimistisch, was nicht heißt, dass ich den ganzen Tag auf meiner Couch sitze und darüber brüte wie schlimm alls ist. Natürlich lache ich auch gern und habe eine gute Zeit. Aber allein aus dieser besagten Grundstimmung heraus fällt es mir schon leichter, gewisse musikalische Stimmungen zu erkunden.
Natürlich fragt man sich schon manchmal “Mute ich den Hörern jetzt zuviel zu mit diesem Gejammer?”, aber letzten Endes weiß man ja auch ein bisschen worauf man sich einlässt, wenn man die Songs hört, die wir bereits veröffentlicht haben, und auch wenn man uns ein bisschen kennt.
Aber ich hatte nie das Gefühl, dass das Album zu persönlich sei oder ich zu viel von mir preisgebe, was wahrscheinlich auch mit dem Anspruch nach maximaler Authentizität zu tun hat. Natürlich hätte ich auf manche Erfahrungen aus persönlicher Sicht gern verzichtet, aber es ist wie es ist und ändern kann man sicherlich auch nichts. Natürlich hatte ich das Glück, auch in schweren Zeiten – ob nun psychisch oder physisch – ein enges Sicherheitsnetz aus Menschen zu haben, auf die ich zählen kann und war dadurch in der Lage, diese negative Energie kreative zu nutzen. Das kann nicht jeder sagen und aus dieser Perspektive bin ich sicherlich sehr privilegiert.



Mögt ihr etwas dazu sagen, wie ich mir das vorzustellen habe, wie ihr zusammen komponiert?
Jeder für sich im Studio?
Wer spielt welche Instrumente?
Gibt es Gastmusiker?

Dorian: Eigentlich macht bei uns jeder alles. Eine richtige Aufteilung gibt es nicht. Ich bringe durch meinen musikalischen Hintergrund vielleicht eine etwas ausgereiftere Technik oder das musikwissenschaftliche Know-How mit. Aber das sind nur Regeln, die wir ohnehin brechen würden, aber immerhin ist es gut, sie zu kennen. Manchmal nehmen wir mich 45 Minuten am Klavier auf, nur um vielleicht nur 20 Sekunden daraus zu nutzen, oder manchmal halt gar nichts. Da muss das eigene Ego zugunsten der Kunst ab und zu mal zurückstecken.
Das ist auch etwas, das ich an Peter sehr schätze. Er weiß genau, wie er mein Frontmann-Ego außer Gefecht setzen kann, was dem Album auch sehr zugute kam.



Habt ihr einen Lieblingssong auf dem Album?

Dorian: Das ist ein bisschen so, als würde man Eltern fragen, welches ihr Lieblingskind ist. Wir verteilen unsere Liebe gleichermaßen auf alle Kinder.

Zu guter Letzt: Mögt ihr sagen, was ihr mit dem Namen ftanng ausdrücken wolltet oder wofür der Bandname steht?

Dorian: “FTANNG!” ist lautmalerisch aus den Marvel-Comics und dort der Ausdruck roher Kraft. Ich war schon seit circa 2008 schon von der Idee fasziniert, eine Band mit diesem Namen zu Gründen. Für uns übersetzt steht der Name für die musikalische und emotionale Wucht, mit der uns die Songs während des Schreibens erwischt haben, und die sich hoffentlich auch auf den Hörer überträgt.



Möchtet ihr selber gerne noch etwas anbringen?

Dorian: Vielen Dank für das Interview und das Interesse an uns. Und an alle, die das Album gekauft haben oder noch kaufen werden: Wir lieben jeden einzelnen von euch, als wärt ihr einer unserer Songs.
Die Welle von Support und Sympathie, die uns seit der Ankündigung, dass wir das Album nun selbst veröffentlichen, um Menschen in dieser schweren Zeit ein paar schöne Momente zu bescheren, entgegengeschlagen ist, hat uns wirklich sehr gerührt. Wir hoffen, in Zukunft etwas davon zurückgeben zu können.


Fragen by Marèn din Amargh



Natürlich lassen wir euch nicht ohne eine Kostprobe aus dem starken und abwechslungsreichen 10 Track Album zurück, das ihr ab dem 01.04.2020 auf Bandcamp bekommt. Wer Vorbestellt, der wird zusätzlich noch mit einem weiteren Download-Code belohnt. Man sollte es sich also unter keinen Umständen entgehen lassen.



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(c) Titelbild (c) Marina Päsler
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