The 69 Eyes „West End Tour“ in Oberhausen im Kulttempel

The 69 Eyes „West End Tour“ in Oberhausen im Kulttempel

You wanna rock?

Als wir erfahren haben, dass die Helsinki Vampires einen Tour Stop in Oberhausen vornehmen und dazu noch in den schönen, gemütlichen Hallen des Kulttempels, war für uns klar, wir müssen unbedingt mal wieder bei den finnischen Rockern vorbeisehen.
Zudem noch im Rahmen ihrer Jubiläumstour zum Dreißigsten – das war praktisch ein Aufruf sich gemeinsam mit der Band an die schönen guten (alten) Zeiten zu erinnern und zusammen auf die Herren anzustoßen.
Unser letztes Mal mit den Rock-Vampiren war nämlich im Jahre des Herrn anno 2003.
Damals (Ausklang 1999 / Anfang der 2000er) profitierten The 69 Eyes vom Erfolg ihrer Freunde der Band HIM rund um Sänger Ville Valo.
Dessen Freundschaft mit dem amerikanischen Skateboardprofi und Fernsehkumpanen Bam Margera der Jackass-Truppe auf MTV, als das M im Namen noch halbwegs Sinn ergab, sich auch gut auf die Beziehung zu den 69 Eyes auswirkte. Damals gab es HIM nicht ohne Jyrki und Co. Und Bam Magera folgte den Finnen brav überall hin. Heutzutage würde man von einer Win-Win Situation reden. Für einen der finnischen Frontmänner wurde diese Situation aber am Ende zum reinen Überlebenskampf. Da kann Bam Margera persönliche Statements im Namen anderer auf youtube posten, dass er doch seine Hände in Unschuld wasche; zumindest die 69 Eyes durften von Villes Freundschaft in dem Sinne zu dem amerikanischen Allrounder profitieren. Bam produzierte nämlich Videos für die Band. Und hat sich dabei ganz Cameo-like selbst in Szene gesetzt.
Von daher war die letzte Erinnerung auch, dass Konzertbesuche frühes Anstehen mit daherbrachten, da viele Liebhaber der Bands schon sehr früh vor den Hallen waren, um sich einen guten Platz zu sichern.

Wir waren mal so naiv und haben gedacht die Fans altern mit. Hatten aber die Wirkung von Rock’n’Roll und Vampiren nicht bedacht. Dabei hätten wir es ahnen können:
Rock’n’Roll und Vampire sind das Blut für alle Suchenden, die ihren eigenen Herzschlag wieder verspüren möchten. Sind das Wasser in der Wüste für Ertrinkende ihrer eigenen Sehnsüchte. Und sind der bodenlose Strudel aus Gefühlen, von dem man mitgerissen werden möchte, um in davontragenden Träumen unterzugehen. Nur ein einziger Song kann ein Memento mori schaffen.
Ob Rock wirklich unsterblich macht, darf jeder für sich selbst beantworten. Das einige Rockbands eine bestimmte mythische Ausstrahlung haben und ihrer geheimnisvollen Erscheinung junge Frauen (und Männer) einheimfallen, ist ein schon fast ebenso romantisch (verklärtes), unergründliches, schönes Mysterium. Früher haben sich die (Rock)Vampire an ihren Jüngern gelabt, heute ist es eher andersherum: Bands haben heutzutage nicht nur ein soziales Netzwerk, sondern decken die komplette Bandbreite der sozialen Medien ab. Die der Liebhaber der Musik dann seinerseits wie ein Vampir aufsaugt. Bloodsharing mal anders: jeder lebt vom anderen.
Darüber hinaus haben The 69 Eyes ihre blutige Hommage gleich in einen kompletten Longplayer verwandelt: Savage Garden.
Wir hätten es also wissen müssen, dass die Rock’n‘ Roll Vampire auch heutzutage noch junges Blut anziehen. Somit bot sich uns ein fast ähnliches Bild wie vor zwanzig Jahren, als wir die Bands des nordischen Landes zu Konzerten besuchten.

Die heiligen Hallen des Kulttempels waren bis in die letzten Winkel gefüllt. Ein durchkommen schier unmöglich. Und nach dem großartigen Opener kam alsdann auch pünktlich die Band, auf die alle Anwesenden sehnsuchtsvoll und voller Vorfreude gewartet haben. (dabei fällt uns ein, hoffentlich hat es die vierte Person noch zum Meet & Greet geschafft … die Dame oder der Herr wurden nämlich am Einlass vermisst)
Das Konzert der 69 Eyes startete mit einem Song des neuen Albums „West End“:
dem wunderbaren „Two horns up“ – eine Coproduktion mit Dani Filth von Cradle of Filth.
Die Band überzeugte von Anfang an mit ihrem satten Gothic Rock Sound.
Alle fünf sind eingespielte Musiker. Und die Herren machen das seit 30 Jahren. Von daher wirkte das Spielen sicher routiniert, aber nicht minder neckisch. Die Jungs hatten Spaß. Der Funke sprang sofort über. Jyrki wie man ihn nicht anders in Erinnerung hatte (und kennt): Sonnenbrille und alle in ihrer wunderbaren Leder-Skelett-Kluft. Das eint sie, das macht sie als Rock Kombo so unverkennbar.

Etwas, was auch von Anfang an auffiel, ist die stetige freundliche Interaktion zwischen Band und Publikum. Die zuweilen aus kurzem Nicken als Dank fürs Feiern galt oder gleich mit einem aufmerksamen Fingerzeig. Die Band weiß, dass Erfolg nicht selbstverständlich ist und sie danken es ihren Fans gerne.
So spielen sie ein buntes Potpourri aus altem und neuem Material. Unerschöpflich spielten sie einen Hit nach dem anderen.
Das rotzige „crashing high“ lud zum Abrocken ein. Ein Aufruf, dem Publikum und Jyrki gerne folgten. In Folge weiterer Hits zollte dann das schon zum Klassiker gewordene „Wasting the dawn“ noch mal Respekt an die Anfangstage, als es in Dauerschleife auf Viva2 lief.
Um dann letztendlich in dem Rock Song zu enden, der die Vorliebe der Band widerspiegelt und in den die Jungs als Zugabe nochmal ihre ganze Energie legten:
Lost Boys.

Die Lost Boys des Rock’n’Roll und die Lost Boys, die aus ihrem Leben in ein andere unsterbliches Leben gerissen wurden. Mit Gedanken an die Pioniere des Gothic Rock und an die Unsterblichen der kleinen Stadt, die so gerne mit dem Motorrad ihre Gegend unsicher machten und nicht zu guter Letzt an den Flegelprinzen und Rockstar per Exellence, dem die 69 Eyes (unter anderem) ein ganzes Album widmeten. Das Alles unter dem treibenden Schlagzeug von Jussi69. Der auch heute noch – auch schon wie vor 20 Jahren – mit blankem Oberkörper und Füßen spielte. Aber mit der gleichen Kraft, wie schon vor Jahrzehnten.
Also doch Vampire.

Alles, was man liebt, macht alterslos. Das gilt für die Band, wie für die Fans, die nicht schon Stunden vor den Pforten zum Tempel standen. Auf das die Mystik und der Zauber des Schluckes aus der Flasche Gothic Rock Blutes auch auf die Jüngeren übergehen möge.

Ein Video haben wir leider nicht für euch gemacht.
Da wir Spaß hatten und dem Konzert ohne Ablenkung folgen wollten.
Ganz Old-school.

Setlist Oberhausen, Kulttempel:

Two Horns up
Never say die
Black Orchid
Perfect Skin
Betty Blue
Borderline
Hell has no mercy
Crashing High
The Chair
Cheyenna
Wasting the Dawn
27 & Done
Feel Berlin
Brandon Lee
Framed in Blood
Dance d’Armour
Lost Boys

Mehr über The 69 Eyes erfahrt ihr hier:

Hompage

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Viel Spaß mit den Fotos!




Marèn din Armagh
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